Zugegeben, die Steirischen Weinstraßen sind längst kein Geheimtipp mehr. Doch das aus gutem Grund: Der Liebreiz der südlichen Steiermark, kombiniert mit dem ausgezeichneten
steirischen Wein und herzhafter Hausmannskost – das kann sich wirklich sehen und vor allem schmecken lassen. Ebenso genussvoll lassen sich die Burgenländischen Weinstraßen
erkunden, auf denen im Gegensatz zu den steirischen Varianten eher der Rotwein im Mittelpunkt steht.
Wer lieber das Flair vergangener Jahrhunderte schnuppert, entscheidet sich am besten für eine der vielen Themenstraßen, die sich der bewegten Geschichte Österreichs widmen. Entlang der
Steirisch-burgenländischen Schlösserstraße beispielsweise sind insgesamt 18 Burgen und Schlösser aus verschiedenen Epochen wie auf einer Perlenkette aneinandergereiht. Dass sich
hier auf vergleichsweise kleinem Raum so viele Festungen befinden, hat einen einfachen Grund: Der Südosten Österreichs lag einst am Rande des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation,
weshalb die trutzigen Bauwerke als Schutzwall gegen Feinde aus dem Osten dienten. Und das taten sie recht gut: Die meisten dieser Burgen und Schlösser fielen niemals in Feindesland –
darunter die 850 Jahre alte, respekteinflößende Riegersburg, die direkt am Abgrund eines 482 Meter hohen, steil abfallenden Vulkankegels liegt und wie einem Märchen entsprungen scheint.
Heute kann die einst "mächtigste Festung der Christenheit" über eine Schrägseilbahn ganz bequem erobert werden; und ihre Pforten stehen den Besuchern weit offen. Wie in so vielen Burgen
und Schlössern Österreichs wird auch hier die Vergangenheit mit phantasievollen Inszenierungen zum Leben erweckt. So jagt die Hexenausstellung mit den alten Folterinstrumenten nicht nur
den kleinsten Gästen eine Gänsehaut über den Rücken. Auch zur Walpurgisnacht und in den sommerlichen Vollmondnächten gibt es Darbietungen, in deren Mittelpunkt das Werk von Hexen und
Zauberern steht.
Weniger mit Magie, als vielmehr mit politischem Geschick hat es zu tun, dass die Habsburger fast 600 Jahre lang die Vorherrschaft Europas inne hatten. Auf ihren Spuren kann man auf der
Straße der Kaiser und Könige wandeln: Der alte Königsweg von Frankfurt am Main bis nach Budapest durchquert auf österreichischem Boden das einstige Kernland der Donaumonarchie und
führt entlang der Donau zu den einst mächtigen Kultur- und Herrschermetropolen mit ihren barocken Schlössern, Klöstern und prachtvollen Residenzen. Unterwegs lässt sich dabei so manche
Überraschung erleben: So wissen nur die wenigsten, dass sich die Habsburger im Augustiner Chorherrenstift St. Florian gleich 16 prunkvolle Kaiserzimmer einrichten ließen, um hier auf
ihren Reisen auf angemessene Weise absteigen zu können. Auch die älteste Stadt Österreichs, Enns, ist bei weitem nicht so bekannt wie beispielsweise das imposante Benediktinerstift Melk –
obwohl sie jeden, der ihren Stadtkern besucht, mit ihrem mittelalterlichen Charme verzaubert.
Noch weiter in der Zeit zurück reist man auf der Transromanica, die dem historischen Handelsweg der alten Römer von Deutschland über Österreich bis nach Portugal folgt, oder der
Via Claudia Augusta – der ersten richtigen Straße, die über die Alpen führte. Faszinierend, was die Menschen schon zur damaligen Zeit über die Berge transportierten: Öl aus
Spanien, kretischen Wein, frische Austern oder Gewürze aus Asien etwa. Einige Gastgeber entlang der Via Claudia Augusta bieten ihren Gästen übrigens die Möglichkeit, auch heute noch
“römische Küche“ zu kosten.
Doch nicht nur die Herrscher eines Landes setzen diesem ihren Stempel auf: Viele österreichische Themenstraßen widmen sich der traditionsreichen Handwerkskunst der Bevölkerung. So lernt
man auf der Holzstraße in der waldreichen Region Murau die Bedeutung des heimischen Holzes als Bau- und Werkstoff, Energielieferant, Musikinstrument oder Objekt der bildenden Kunst
kennen. Im Bregenzerwald in Vorarlberg zeugt die Käsestraße, die Sennereien, Bauernhöfe, Restaurants und Käsegeschäfte miteinander verbindet, von der jahrhunderte alten Kunst der
Käserei. Und auf der Mühlviertler Weberstraße im oberösterreichischen Mühlviertel sind die goldenen Zeiten des Weberhandwerks immer noch präsent.
Ob man sich nun der Handwerkskunst, der Geschichte des Landes, seinen Gaumenfreunden oder allem zusammen widmen mag: Wer auf Österreichs Themenstraßen unterwegs ist, bringt besser ein
bisschen Zeit mit. Denn zwischen A und B auf einer Strecke kann manchmal eine ganze Welt liegen.